Den ersten Tag sind wir erstmal "angekommen", haben uns akklimatisiert, wie man so schön sagt. Gut, was das Klima angeht müssen wir uns bisher nicht so sehr von der Berliner Großstadthitze umgewöhnen. Die knapp über 30°C fühlen sich ähnlich an. Allerdings verraten uns die gekühlten Getränke, dass die Luftfeuchte doch um einiges höher liegt, sodass gekühlte Getränke sofort nach Verlassen des Kühlschranks anfangen zu tropfen.
Wir hatten gestern mit unserer Gastgeberin Leyla Frühstück für 9h verabredet. Uns erwartet ein Tisch voller Leckereien: Wunderbar gewürzte Gurken und Tomaten, frisches Brot vom Bäcker, der typische Käse, Würstchen, mit Hack gefüllte Blätterteigtaschen (wobei da heute leider keine bei mir reingepasst hat - ausgerechnet bei mir), wunderbare selbstgemachte Feigenmarmelade, Wassermelone und frische Feigen. Während des Frühstücks unterhalten wir uns mit unserer Gastgeberin längere Zeit und planen gemeinsam mit ihr den nächsten Tag. Tatsächlich gibt es hier einige Parallelen zu Kuba. Eine davon ist, dass eben zum Frühstück hier Vollgas gegeben wird, für zwei Personen viel zu viel. Wir sind vollgefuttert. Es wären noch zwei davon sattgeworden. Und noch zwei mehr.
Damit kommen wir gleich zur zweiten Parallele zu Kuba: Die Einheimischen sind untereinander extrem gut vernetzt, helfen sich gegenseitig aus und sind teilweise aufeinander angewiesen. Ihr Nachbar ist Fahrer und bietet seine Dienste für schmalen Taler Touristen feil. Auf Kuba führte solch eine Situation zu einer unserer besten Entscheidungen. So ergab es sich, dass ihr Nachbar uns morgen den ganzen Tag zur Verfügung stehen wird und wir die Gelegenheit bekommen das Umland nach Gusto zu erkunden. Darauf freuen wir uns auch schon.
Nun, heute steht also erstmal die unmittelbare Umgebung zur Unterkunft auf dem Plan. Guten Gewissens verabschieden wir uns, packen unsere Sachen und ziehen los. Der Weg führt uns erstmal auf den Basar. In der Umgebung des Basars wirkt Kutaissi wie eine mediterrane/orientalische/karibische Kleinstadt mit Hauch von verlassener und wiederbelebter Wildwestkulisse. Es ist kurz vor elf und die Sonne steht fast senkrecht - kaum Schatten. Die beste Gelegenheit also mal den Basar selbst zu erkunden.
Hier werden Gewürze, lokale Süßigkeiten und Snacks, ganz viel Gemüse, Frischfleisch und ganze säuberlich gerupfte Hühner feilgeboten. Ein Meer an Farben und Gerüchen. Dabei kaum Touristen. An diesen Eindrücken kann man sich nicht sattsehen...
Wir wollen weiter zur Seilbahnstation. Es ist kurz nach elf, der Betrieb beginnt allerdings erst um 12h. Rüber auf die andere Seite des Flusses Rioni. Dort ist aber großer Baubetrieb. Viele uns bekannte Hotelketten wollen sich dort ansiedeln. Eines davon z. B. das Ramada. Die Region ist im Aufschwung. Wir versorgen uns im "Späti" noch mit Wasser und "Was-mit-Geschmack". In dem Fall lokale Cola, die angenehm wenig gesüßt ist.
Nach einiger Wartezeit in der Seilbahnempfangshalle zur Öffnungszeit kaufen wir jeweils ein Hin- und Rückfahrticket zu je einem Lari (1 Lari sind ca 30 Cent). Wir wollen den Fluss Rioni mal von oben sehen. Und den Vergnügungspark mal von innen. Hintergrund ist, dass die Seilbahn den Vergnügungswütigen direkt in den Stand der Technik der frühen 1970er Jahre beamt. Eine Zeitreise steht uns bevor, von der wir allerdings noch nichts ahnen. Wir sind eher mit der Seilbahn beschäftigt, in die wir gerade eingestiegen sind. Eine drei Quadratmeter große Stahlkabine, in der der Seilbahnsicherheitsbeauftragte durch persönliche Anwesenheit sicherstellt, dass der Vergnügungswütige nicht durch die halboffene Kabinentür in den Rioni plumpst. Seilbahnen stehen den Reisedokus nach zu urteilen für Georgien. Wir sind froh sie wieder verlassen zu können und erkunden den Freizeitpark Besik Gabashvili.
Der Freizeitpark ist ein Konglomerat uns bekannter Freizeitattraktionen, bloß aus einem anderen Jahrhundert. Autoscooter, Kettenkarussell, Schiffsschaukel und.... RIESENRAAAAAAAD. Zwei Lari (ca 70 Cent) pro Person sichern uns beiden einen unvergesslichen Blick auf die Region Kutaisi. Der Fahrgeschäftführer (heißt das so?) kommt vorbei um die Tickets zu kassieren und setzt sich wieder auf seine Bank in den Schatten. Das Riesenrad läuft ja ganz von alleine. Ich schaue ihm hinterher, er deutet mit seinem Blick an: "Geht schon Kinder - habt Spaß". Wir steigen auf und sorgen für unsere Sicherheit. Das erinnert mich an die ähnlich makabere Aktion, sein Kellerabteil zwei Jahre lang mit einem Tagebuchschloss zu sichern (jupp, das waren wir!). Genau so sicher fühlen wir uns. Aber es wird schon nichts passieren. Trotz aller Skepsis genießen wir den Ausblick auf die Stadt, auf den Rest des Parks und versuchen uns so langsam wie möglich zu bewegen. Die Fahrt dauert vielleicht fünf Minuten und wir steigen mit leicht schlotternden Knien aus. Nicht der Höhe wegen, eher wegen der abenteuerlichen Konstruktion, die bemerkenswerterweise seit einem gefühlten halben Jahrhundert in Betrieb ist.
Wir bewegen unsere vergnügungshungergesättigten Touristenkörper langsam weiter. Mehr Action brauchen wir nicht, außer die Rückfahrt mit der Seilbahn, die immernoch ein Erlebnis ist! Wir verlassen schließlich die Seilbahnstation, wollen einkehren - irgendwo an ein schattiges Plätzchen. Einfach mal nicht bewegen, denn es wurde unerträglich heiß. Eine Stunde wollen wir uns dafür geben und georgisches Bier wäre jetzt genau der passende Begleiter. Die dazu passende Lokalität ist schnell ausgemacht: Ein zwar auf Touristen ausgerichteter Biergarten, der zu der Uhrzeit angenehm leer, schattig und einladend ist.
Jeweils zwei Zedazeni-Bier (2,5 Lari der Krug) später, nehmen wir den Berg in Angriff, den die Gogevashvili-Straße hochführt. Kurze Abkühlung, einmal frischmachen, weiter geht's. Leila stattet uns mit einer kurzen Wegbeschreibung aus, wo denn dieses besagte "Hinterm Theater" ist, das als Abfahrtsort für die Busse zum Gelati-Kloster immer genannt wird. "Right McDonald's. Biiiig, biiiiig theater. After this: busses to Gelati". Wir können uns nicht vorstellen, von wo genau die abfahren, weil wir da schon vorbeigelaufen waren, aber keine gesehen hatten. Mal gucken, früh genug sind wir ja dran. Es ist 15:20. Der Bus ist dann tatsächlich gut sichtbar mit "Gelati" beschriftet, hinterm Theater, so wie alle gesagt hatten.
Der Bus bringt uns die knapp 9 Kilometer zum Kloster hinauf. Unterwegs steigen Einheimische immer mal wieder aus. Zu unserer Verwunderung sind wir Touristen wieder in der Unterzahl. Noch eine deutsche Dreiertruppe, wir und sonst nur noch der Fahrer bleiben am Ende der serpentinenreichen Auffahrt übrig. Zwei Lari pro Kopf. Obwohl wir anders informiert waren. Handeln bringt nichts. Um fünf sollen wir wieder da sein, dann würde er uns für den selben Preis wieder runterbingen. Das wird eindeutig zu wenig Zeit werden , um auch nur einen kleinen Eindruck von diesem beeindruckenden Ort zu bekommen, denn: 16h gings los, etwa 16:40 waren wir am Kloster. Also lassen wir ersteinmal in aller Ruhe den Ort auf uns wirken. Eines der vielen Klöster, die uns noch erwarten werden. Aber definitiv ein eindrucksvolles.
Kunstvolle, elegante Decken- und Wandmalereien und Ikonenbilder, zahlreiche Seitengebäude, in denen man sehr gut in eine andere Zeit blicken kann. Offenbar war dieses Kloster nicht nur ein sakraler Ort, sondern ein international bekannter Ort für Bildung und Lehre.
Das erzählte uns im Vorfeld eine Doku, und das spürt man irgendwie auch im Lehrsaal. Letzten Endes erkunden wir diesen beeindruckenden Ort etwa eine Dreiviertelstunde und entscheiden uns anschließend, zu Fuß nach Motsameta zu gehen. Der Wegweiser vorm Kloster sagt "750m". Leicht skeptisch gehen wir also diesen Weg, der exakt derselbe sein wird, wie wir hier hochgekommen sind. Vielleicht ist ja irgendwo ein Schleichweg für Fußgänger, trösten wir uns. Die zwei Kilometer deutlich überschritten verfestigen sich die Zweifel.
Google Maps sagt, dass da ein Feldweg ist, der uns Einiges an Weg erspart. Den gehen wir, fühlen uns abermals an den Kubaurlaub vor anderthalb Jahren zurück erinnert. Denn dort fuhren wir mit dem Fahrrad über Feldwege, die nur äußerst selten einen Touristen an ihr Ziel bringen konnten - eher den Bauern zu seinem Feld.
Vor uns ist eine große Wiese mit ein paar Häusern darum. Die Bahnstrecke verläuft genau dadurch. Der Karte nach zu urteilen ist der Weg über die Gleise der direkteste zum Kloster. Die Kühe, die wir während der Hinfahrt auf dem Bahnübergang haben grasen gesehen, schienen auch bei bester Gesundheit zu sein. Wir laufen also parallel zu den Gleisen und entdecken eine recht große Familie, in deren "Garten" wir uns zu befinden scheinen. Die Kinder rufen uns schon von Weitem zu: "Hello!", "How are you?", "Where are you from?". Innerhalb unserer kurzen Anwesenheit haben wir das schon öfter erlebt, nämlich, dass die Kinder sehr offen mit Touristen umgehen, sehr schnell den Kontakt suchen. Unvorstellbar daheim.
Wir winken ihnen zu, freuen uns über ihre Offenheit, antworten auf ihre Fragen. "Hello!", "We are from Germany!", "We are really good. How are you?". Schneller, als wir aus dem Lächeln wieder rausgekommen sind, mischen sich die Älteren ein. Rufen laut nach uns, winken uns zu sich. Und sie sind genauso offen und freundlich wie die Kinder. Abgefahren! "Germania? Berlin?", fragt einer aus der Familie. Wir bejahen. Zwei Kaffeebecher werden abgetreten und frisch mit selbstgemachtem Rotwein gefüllt. Der Rotwein kommt aus einem Fünfliterkanister, der fast leer ist. Die beiden Becher sind die einzigen, die auf dem Tisch stehen und wir hätten gar keine Chance hier und jetzt abzulehnen. Wir prosten freundlich zu und es entwickelt sich etwas wie ein Gespräch, mit Händen, mit Füßen, jeder gibt sich Mühe den anderen zu verstehen. Die Situation fühlt sich wahnsinnig gut an. Wir sind in dem Garten wildfremder Leute vom Land aus einer völlig anderen Kultur ohne gemeinsame Sprache und werden auf herzlichste Weise empfangen als würden wir zur Familie gehören. Die "Angst vor Überfremdung" wirkt um Größenordnungen lächerlicher als sonst auch schon.
Smalltalk ohne gemeinsame Sprache kann witzig sein. Und wo es wirklich nicht geklappt hat, helfen die Töchter des Hauses, die älteste zwölf, mit beeindruckend gutem Englisch aus. Der Vater lässt sich auch bestätigen, dass es uns gut geht und uns ihr Wein schmeckt. Mein Vorschlag für ein Gruppenfoto findet gute Zustimmung. Ehe ich das Stativ gezückt habe, ist die gesamte Familie in Reih und Glied aufgestellt. Aber einer fehlt noch. Offensichtlich der Familienälteste war bislang nicht dabei. Als der dazukommt, wird auf eine ordentliche Wiederholung des ganzen Prozederes bestanden. Ein schöner Auftrag zur Fotonachbesserung, finde ich.
Wir versuchen zwischendurch immer wieder große Schlücke von unserem Rotwein zu nehmen, denn im Hinterkopf haben wir noch das anvisierte Kloster Motsameta. Und die Kaffeebecher waren wirklich voll. Zwischenzeitlich haben wir uns schon gefragt, ob der Becher eher zum "Rundgang gedacht war". Die Frage erübrigte sich allerdings, als immer wieder versucht wurde uns nachzuschenken, als wir die Becher abstellten. Gut, einmal haben sie es geschafft und wir waren erstmal wieder mit Rotwein beschäftigt. Der Vater gab ein Zeichen und eines der Mädchen find an zu singen, die beiden anderen setzten in exakt derselben Stimmlage ein. Es war ein georgisches Volkslied, haben wir im Nachhinein erfahren. Und diese Privataufführung, wie sie auch gerne zu Familienanlässen veranstaltet wird, hat bei uns wirklich tiefen Eindruck hinterlassen. Nach der Aufführung hieß es dann aber wirklich, Abschied zu nehmen. Wir vergewisserten uns kurz, ob wir auf dem richtigen Weg wären? Alle Hände zeigten richtung Bahngleise. Sehr gut, hoffentlich.
Gut gelaunt unterhalten wir uns etwas ungläubig und schwer beeindruckt über das, was passiert ist. und treten unseren Weg an: Immer den Bahngleisen entlang. Einer der Familie konnte wohl nicht ganz loslassen und entschied sich kurzerhand uns zu begleiten: Einer der vielen netten Vierbeiner der Familie. Mal läuft er uns hinterher, mal nebenher, manchmal im Weg rum, aber größtenteils vor uns her. So, als wollte er uns den Weg zeigen. Mittlerweile sind wir im Wald angekommen. Das Laufen auf den Bahnschwellen gestaltet sich als schwieriger als gedacht. Entweder Trippelschritte oder ganz große, ein Dazwischen gibt es leider nicht. Links und recht ist eine Böschung, teilweise schwer begehbar. Ich stelle mir die Frage, wie man sich richtig verhält wenn jetzt ein Zug käme. Sicherheitshalber bleiben wir kurz stehen um zu hören ob etwas kommt. Absolut nichts zu hören.
Unser freundlicher Begleiter lässt sich von unserem Theater nicht beeindrucken. Er läuft langsamer Pfote vor und dreht sich ab und zu nach uns um. Fast schon mit einem vorwurfsvollen Blick: "Wo bleibt ihr denn jetzt?". Wir genießen das Ganze eine ganze Weile und nicht ganz so strammen Schrittes, ab und zu bleiben wir stehen um ein Foto zu machen oder nochmal kurz zu hören. Wir ahnen langsam auch den wahren Grund für die Anwesenheit unseres kleinen Kumpels: Er ist gut damit beschäftigt sein Revier zu markieren. Links, rechts, überall. Und regelmäßig kommt er bei uns vorbei. Hier und da steht eine Kuh im Wald, die eine ausgestattet mit einer gut hörbaren Glocke. Wir befinden uns in einer scharfen Kurve, hier sind die Gleise keine 30 Meter einsehbar. War das zwischen dem Kuhglockengebimmel aber ein Pfeifen, fragen wir uns? Ungefähr wie eine Kindertrillerpfeife in einiger Entfernung. Dann nochmal. Ich fasse die Gleise an und kriege eine gewischt. Dann nochmal das Pfeifen. Diesmal um einiges lauter. Abgefahren! Tatsächlich, der Zug kommt. Wir gehen einige Schritte in den Wald, der Hund direkt hinterher. Keine zehn Sekunden später zuckelt eine riesige Elektrolokomotive an uns vorbei. Hintendran ein einziger Personenwaggon.
Trotzdem kommen uns keine Zweifel an unserem Plan hier lang zu gehen.Wir gehen weiter und hören nun auch genauer hin. Aber, dass hier gleich eine zweite hinterherkommt, ist irgendwie unwahrscheinlich. Die Kurve wird zur Geraden, vom Wald bleibt nur noch rechts eine steile Böschung. Links gehts genauso steil weiter ins Tal. Hier sehen wir zum ersten Mal das Kloster Motsameta.
Imposant abgesetzt von den umgebenden Bergkämmen wirkt es wie auf einer Insel stehend. Mittlerweile ist es schon deutlich später, kurz vor sieben. Die Sonne wird gleich hinter dem Bergkamm untergehen und hüllt nochmal das ganze Tal und das Kloster in ein warmes orangegelb. In einigen hundert Metern erreichen wir den Bahnhof Motsameta. Hier ist wohl schon Jahrzehntelang kein einziger Fahrgast mehr ausgestiegen. Alles ist grün bewachsen, sieht ein bisschen verwunschen aus.
Direkt dahinter führt ein Weg zum Kloster. Wieder einige hundert Meter lang. Die Wegesränder sind dicht an dicht mit Warnschildern bepflanzt: "Müll in der Natur: 50 Lari. Nächster Mülleimer: 15m". Scheint nicht ganz zu fruchten, aber man merkt trotzdem, dass man diesen Ort ehrt. Wir gehen auf das Eingangstor zu. Es ist eine schmale, überdachte Brücke. Davor ein alter Greis. Ob er Bettler oder Wächter ist lässt sich schwer sagen. Er scheint hier aber schon Ordnungsverantwortung zu übernehmen. Uns weist er darauf hin, die Beine mit den schwarzen Röcken zu verdecken. Wir passieren den überdachten Brückenabschnitt und gehen auf das Klostergebäude zu. Und da haben wir doch glatt vergessen, dass unser kleiner Buddy sich wohl geschworen hat uns nicht aus den Augen zu lassen. Der Greis versucht ihn noch fluchend davon abzuhalten. Zu spät, Buddy huscht durch und die nächsten paar Minuten werden wir Zeugen, wie Buddy schwanzstummelwedelnd, flott und sportlich durch Kloster huscht. Hinterher der Greis, laut fluchend mit einem Besen (!) in der Hand im Schneckentempo.
Irgendwie schafft es der Wächter dann doch unseren Kumpel aus dem Kloster zu kriegen und wir genießen die wunderbare Abendstimmung und Stille. Dieses Kloster ist zwar viel kleiner als Gelati, wahrscheinlich auch historisch weniger bedeutend, aber definitiv intimer. Bei diesem imposanten Blick auf Tal und Bergkämme, von denen wir umgeben sind und dem kurzen Durchschnaufmoment, den wir uns gönnen, wird uns bewusst, dass heute wirklich alles gepasst hat.
Wir verlassen das Kloster, lassen dem Greis eine kleine Spende da und wollen uns erst einmal zur Galati-Street vorkämpfen. Das ist die Straße, die wir mit der Marschrutka hochgekommen sind. Von da aus ist unser Plan per Anhalter mitzufahren - Bus, Marschrutka oder Einheimischer, ganz egal.
Nunja, vorm Kloster werden wir nicht mehr von Buddy empfangen, sondern von einem großen Dalmatiner. Der bleibt uns erstmal auf den Fersen. Ganz so, als hätte Buddy ihm zugebellt auf uns aufzupassen. Die Straße wird nochmal steil und gewunden. Plötzlich läuft Buddy wieder neben uns her, hat sich wohl kurz vertreten lassen. Die Hunde hier sind uns tatsächlich sehr sympathisch. Vor allem in diesem Augenblick wird Buddy wirklich zum guten Helfer, denn er hört die Autos, die uns entgegenkommen um einiges früher als wir uns bleibt vorsichtig hinter dem Straßengraben stehen. So, als hätte er seine Erfahrungen schon gesammelt.
Die Gelati-Street in Sichtweite verlässt uns Buddy wieder wie auf's Stichwort. Hier ist uns noch nicht klar, dass wir tatsächlich die ganzen letzten sieben Kilometer bis zu unserer Gastgeberin laufen werden. Nicht, weil wir keine Mitfahrgelegenheit finden, sondern weil wir uns mittlerweile warmgelaufen haben und immer mal wieder etwas zum Fotografieren und Anschauen finden. Kurz nach Abenddämmerung kommen wir endlich an, erschöpft. Aber mit Erinnerungen, von denen wir heute früh nie geträumt hätten. Zeit für eine Dusche. Dann noch auf ein Bier und Khinkali ins Café Tiflissi.