Reiseskizzen Korsika 2022

Brocciu

Eine wohltuende Dusche und ein wenig Auszeit peppeln uns nach unserer ersten Wanderung wieder auf. Wir recherchieren schon nach Möglichkeiten, den Abend gemütlich ausklingen zu lassen. Gar nicht so einfach, denn heute hat Vieles geschlossen.

Auf gut Glück ziehen wir also los. Irgendwas wird schon aufhaben. Es ist 19:30h und die Stadt wirkt wie ausgestorben im Vergleich zu unserer gestrigen Erkundungstour. Gar nicht mehr so lebhaft, das abendliche Bastia. So, als wären die Gehsteige schon lange hochgeklappt. Am Marktplatz geht es etwas lebhafter zu. Die Bars und Restaurants sind noch nicht wirklich gut besucht, aber man merkt, dass da heute Abend noch Potenzial besteht. Wir entscheiden uns für ein Restaurant an der Ostseite des Place du Marché.

Der Kellner ist aufmerksam und freundlich, lässt sich auf Englisch als gemeinsame Sprache bereitwillig ein. Ich entscheide mich für eine Pizza Diavola, Teresa für ein korsisches Gericht mit "Brocciu". Das ist ein typisch korsischer Käse aus Ziegen- oder Schafsmilch. Eine Art Frischkäse, den man hier auf vielen Speisekarten findet.

Der Kellner hat schon einen schelmischen Blick drauf, als Teresa auf das gewünschte Gericht zeigt. Es herrscht Stille. Teresa fühlt sich genötigt, es dann doch auszusprechen. Der Kellner lacht fast schon erwartungsgemäß, denn wir haben keinen blassen Schimmer, wie man den Käse ausspricht. "Brotschiu", war unser Tipp. Ich hake nach, wie man's denn richtig ausspricht. Dann die Überraschung: "Broodsch", korrigiert er sichtlich amüsiert. Mit langem "o". Definitiv ein Wort, das man sich mit unseren Sprachkenntnissen nicht irgendwie hätte herleiten können.

Während die Sonne schon untergegangen ist und die blaue Stunde aufzieht, sitzen wir noch am Tisch und trinken langsam unser Wasser aus. Die Église Saint Jean-Baptiste thront edel beleuchtet über dem Marktplatz.

Wir entscheiden uns für einen kleinen Spaziergang durch den Alten Hafen. Schauen auch mal in die eine oder andere Seitengasse rein. Die Restaurants sind auch hier um die Uhrzeit gut gefüllt, die Boote wippen gemächlich im ruhigen Gewässer, die Fiera neigt sich dem Ende.

Langsam und gemütlich begeben wir uns wieder in die Unterkunft. Wir sind geschafft für heute. Aber wohl genährt und glücklich.

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