Nach Revellata widmen wir uns unserer aktuellen "Basis", von der wir noch wenig gesehen haben. Calvi ist eine Stadt, auf die man sich einlassen muss. Schnell kann man Freunde werden.
Calvi, was für eine Art von Ort bist du eigentlich? Du warst ein etwas größerer Punkt auf der Karte Nordkorsikas bei unserer Vorbereitung. Nicht aufregend, eher klein. Einfach ein Punkt. Deine Straßenführung hat uns etwas verwirrt, deine Kreuzungen sahen auf dem Navi um einiges bedeutender aus, als sie eigentlich sind. Wenn wir von unserer Unterkunft losstapfen, sind wir in 7 Minuten am Strand. 10 weitere Minuten und wir sind im Zentrum an der Promenade, kurz vor der Zitadelle. Wenn wir auf dem Balkon unserer Ferienwohnung sitzen, dann weht der Wind unheimlich laut durch die Spitzen der Pinienbäume. Es klingt bei uns daheim genau so, wenn gerade ein warmer Sommertag zu Ende geht und ein Gewitter aufzieht. Dieses Wehen, wenn man eigentlich die Fenster schließen sollte. Bloß zieht bei dir kein Gewitter auf. Es bleibt beständig laut und warm wehend.
Unsere kleine Entdeckungstour durch die Stadt
La Revellata ist keine anspruchsvolle Tour gewesen, und doch hat sie uns einiges abverlagt. Die Mittagshitze wird da auch mit reinspielen, aber auch unsere aktuelle Form. Nachdem wir geduscht und es uns ein bisschen in der Unterkunft bequem gemacht haben, ist eine kleine Promenade durch den Ort eine willkommene anspruchslose Übung. Unser Spaziergang beginnt auf die Promenade der Hafenstadt zugehend. Wir blicken uns um und Teresas erste Assoziation bezüglich der Gestaltung der Cafés und Bars ist: "70er!". Tatsächlich versprühen die Bars irgendeine komische Art von Retrostil. Gedecktes gelb, runde Formen, alte Stühle. Die Yachten und Segelboote schwanken stark im Wind. Der eine oder andere Werbeaufsteller vor den Bars hat auch mit seiner Standhaftigkeit zu kämpfen. Kurz vorm Turm biegen wir scharf links ab, gehen die Mauer der Zitadelle entlang und stoßen auf zweierlei: Bücherbox und Kolumbusdenkmal. Calvi beansprucht neben Genua auch einen nicht unbedeutenden Teil der Lebensgeschichte des "großen Entdeckers". Bücherboxen - so haben wir schon in Bastia gesehen - spielen hier eine Rolle.
Wir steigen die steilen Straßen in die Zitadelle hinauf, genießen immer wieder die weit schweifenden Blicke über Hafen und Berge. Die Gebäude der Zitadelle sind äußerst dicht gepackt. Man läuft durch Gassen entlang und ist ein wenig von der Dichte überfordert. Hier Café, zwei Meter weiter die über den Gassen hängende Wäsche, eine Kirche, ein Restaurant, Eiscafé, Touristengruppen, dann der Blick über den Hafen, dann auf La Revellata. Das hier ist ähnlich wie Bastia, fast noch intensiver.
Wir genießen jeden der Schritte. Auch wie man den Leuten dabei zusehen kann, wie sie sich auch über ähnliche Eindrücke freuen. Trotz der vielen Menschen kommt keine großartige Hektik auf.
Abendessen
Die Eindrücke der Zitadelle verdauend nähert sich langsam auch die Beantwortung der Frage zu unserer Verdauung. Wir schlendern noch durch die Altstadt - wohl wissend, dass wir bald irgendwo einkehren möchten. Unterwegs holen wir Getränke und Waschmittel im einzigen Altstadt-"Spar". Wir laufen vorbei an für den Abend gedeckten Tischen, Frischwarenhändlern, Souvenirhändlern, einer kleinen Kirche und wissen immer noch nicht, wo es uns hintreiben wird.
Hier öffnen die Restaurants für den Abendbetrieb Punkt 19 Uhr. Eine Lokalität haben wir ausgemacht, setzen uns sogar hin und... stellen fünf Minuten später fest, dass sie diesen Abend wahrscheinlich nicht mehr öffnen wird. Zwei Blöcke weiter werden wir fündig und entscheiden uns für ein korsisches Menü. Drei Gänge und hier stehen meist Kalb- oder Wildfleisch auf der Karte, vegetarischerseits meist Speisen mit Kastanie, frische Salate und Fruchtiges. Generell ist die korsische Küche aber recht fleischlastig.
Calvi, ich glaube du bist zu einem guten Freund geworden, den man gerne wiedersieht. Ein mittelgroßer Punkt auf der Karte, an der Oberfläche etwas großspurig, aber im Herzen ganz einfach.