Wir nehmen den kleinen Weg, der südwestlich vom Parkplatz zum Kap führt. Der Fels ist hier sattgrün bewachsen und erinnert an eine gepflegte Parkanlage. Von hier hat man den Blick auf einen steilen Felsen, in dem unzählige Möwen nisten, auf das offene Nordmeer und die kleine vorgelagerte Insel Amundsholmen. In der Ferne erkennt man noch den westlichsten Zipfel der Insel Moskenesøy.
Es ist warm, dicht bewölkt und ab und zu nieselt es ein wenig. Etwas erhöht liegt ein kleiner Teich. Er ist spiegelglatt und von hier kann man auch einen ersten Blick auf das knapp 100 Einwohner zählende Fischerdörfchen erhaschen - das eigentliche Ziel unserer heutigen Reise.
Vom Parkplatz aus führt auch ein kleiner Weg direkt in den Hafen. Einst war die Ortschaft von der Fischerei geprägt, heute natürlich vom Tourismus. Aber das Dorf fühlt sich nicht von Touristen überspült an, im Gegenteil: Es hält sich eine seltsame Balance ausgerechnet jetzt zur Hochsaison. Das haben wir auch schon auf dem (übrigens kostenfreien) Parkplatz festgestellt. Er ist voll, aber es finden sich immer ein bis zwei freie Parkplätze.
Neben den Touristen dominieren hier vor allem die Möwen. Unregelmäßig schaukelt sich das vereinzelte Gekreische zu einem schrillen Klangbrei auf. Nahezu jedes Hausdach, jede Nische, nutzen sie zum Nisten. Die Einheimischen scheinen das wohlwollend zu akzeptieren.
So sattgrün geprägt es gerade noch auf dem Kap war, so dunkelrot geprägt ist es hier im Hafen: Die für die Lofoten so typischen Rorbuer stechen hier besonders ins Auge. Rorbuer sind die alten dunkelrot gestrichenen, früher saisonal genutzten, Fischerhütten. Heute sind Farbe und Daseinsberechtigung eher ästhetischer und touristischer Natur.
In einem dieser Häuschen befindet sich das Fischereimuseum. In dessen Eingangsbereich hängen die gedörrten Fischköpfe prominent von der Decke.
Wir passieren eine Holzbrücke. Fische, Quallen und Algen teilen sich hier den Auslaufbereich eines kleinen Baches, der in das Hafenbecken fließt. Kurz dahinter lockt schon das überregional bekannte Tørrfisk-Museum. Neben den Rorbuer ist Tørrfisk, norwegisch für Dörr- bzw. Stockfisch, ein weiteres allgegenwärtiges Wort. Über dem Museum bietet Wanderern ein Hostel Obdach.
Eine der Ortsmarken auf unserer Reisekarte ist die kleine örtliche Bäckerei Bakeriet på Å. Hier soll es die weltbesten Zimtschnecken geben, hat Teresa schon letztes Jahr herausgefunden, ganz zu Beginn der Reiseplanung. Viele Ziele ließen sich im Zweifel wegdiskutieren. Zimtschnecken sind indiskutabel!
Für zwei Zimtschnecken und zwei Kaffee muss man in Norwegen etwa 200 NOK einplanen, so sind die Preise hier auch keine Ausnahme. Zwar würden wir sie nicht als weltbeste Zimtschnecken bezeichnen, doch sie stärken uns für die restliche Erkundungstour und sind für Handarbeit auf jeden Fall ihr Geld inmitten dieser besonderen Atmosphäre wert.
Ein Stück weit südwestlich des Hafens erstreckt sich das Dörfchen mit meist typisch skandinavischen, aber nicht mehr rot gestrichenen Häuschen. Die meisten dieser Unterkünfte werden, den Kennzeichen und verräterischen Aufkleber der Autovermieter nach, von Touristen bewohnt. Der Weg zur Kaimauer führt an einem Holzgestell vorbei. Auch diese sind hier allgegenwärtig und werden für das Trocknen von Tørrfisk genutzt. Bislang haben wir noch keine Fische an den Gestellen hängen sehen, obwohl jetzt eigentlich Hauptsaison dafür sein sollte.
Auch knapp oberhalb des Parkplatzes finden wir eine größere Ansammlung dieser Gestelle. Sozusagen eine kleine Stockfischplantage, hinter der sich eine verwitternde Hütte befindet. Hier haben sich zwei Camper mit ihrem Van niedergelassen und sind gerade dabei sich eine Mahlzeit zuzubereiten. Die Neugier über die Holzgestelle hat uns in diesen abgelegenen Winkel des Örtchens getrieben. Nun möchten wir noch auf den Hügel kraxeln, von dem aus man einen Blick über die ganze Gegend hat. Auf der einen Seite des Hügels liegt die Ortschaft mit ihrem Hafen und dem Blick auf das offene Meer, auf der anderen Seite ein ruhiger See und die steile Berglandschaft der Lofoten.